Wolltest du dich auch schon mal von etwas Wichtigem lösen?
Die Trennung von meinem Cello war ähnlich emotional wie meine Scheidung nach fast 20 Ehejahren! 7 Jahre habe ich aus emotionalen Gründen gebraucht, bis ich in der Lage war, mein etwa 100 Jahre altes, französisches Cello zu verkaufen.
Die Corona-Auszeit habe ich genutzt, schriftlich der Frage nachzugehen, welche Bedeutung ich diesem Cello zuschreibe, die es mir so schwer machte, mich von diesem Instrument zu trennen. Es ist ein kleines Buch geworden.
Hier ein paar Gedanken daraus:
Ich war 2011 sehr überrascht als mir sofort die Tränen kamen, als ich zum ersten Mal an den Verkauf des Cellos dachte. „Es ist doch nur ein Cello“, sagte ich mir. Ich wollte nie ein Mensch werden, der so überaus fest an physischen Dingen hängt. Ich habe Freund*innen erlebt, die die Wohnung nicht passend für sich persönlich, sondern passend zu den geerbten Möbeln aussuchten oder die unter der Last ihrer geerbten Häuser, Bücher und Hausrat etc. fast erstickten. Und jetzt zerriss mir allein der Gedanken an den möglichen Verkauf des Cellos fast das Herz!
Mit Selbstreflexionsarbeit ist es mir gelungen, mich bewusst und stimmig Schritt für Schritt von diesem Instrument zu lösen: 7 Jahre später verlässt dieses Cello mein Haus.
Ich habe meinen Cello-SchülerInnen immer gesagt, dass ein Cello dafür da ist, dass täglich darauf gespielt wird. Ein Cello ist nicht dafür gemacht, einfach in der Ecke zu stehen! So war es für mich stimmig, wenn ich meinen Beruf als Cellistin beende, dann werde ich dieses Cello einem/r Cellist*in weitergeben, damit es weiterhin täglich klingen darf.
Dieses Cello hat mein 9 Jahre älterer Bruder von unserem Vater Ende der 1970er Jahre bekommen. Mein Bruder ist wie ich Cellist. Er hat es mir Ende der 1990er Jahre vererbt.
Folgende Fragen haben mir u. a. geholfen, mich von diesem Instrument zu lösen. Vielleicht helfen sie auch dir, dich von etwas zu lösen? Was in blauer Farbe steht, kannst du einfach analog mit deinem Thema ersetzen.
1. Mit welcher Motivation und Hoffnung besorgte mein Vater dieses Instrument für meinen Bruder?
2. Welche Sehnsucht trieb meinen Bruder in den vielen Stunden, die er täglich auf diesem Cello übte und in den vielen Konzerten, die er spielte?
3. Welche Träume wurden meinem Vater und meinem Bruder mit diesem Cello nicht erfüllt?
4. Ist es meine Aufgabe:
a. Diese Träume stellvertretend zu verwirklichen?
b. Dieses Instrument aufzubewahren, damit diese Träume „ein Gefäß“ haben und vielleicht doch noch von jemandem verwirklicht werden?
c. Hilft der Besitz dieses Cellos jetzt und in der Zukunft, mein eigenes Leben gut leben zu können?
Oft gelingt stimmig loslassen, in dem man den Emotionen mit solchen Fragen auf den Grund geht und für die Antworten stimmige Lösungen findet.
Vielleicht möchtest auch du derzeit etwas stimmig loslassen? Ich biete zu dem Thema Workshops und Coachings an.
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